Jahrmarkt: Zwischen Nostalgie und Service
„Schätzchen unter freiem Himmel“ gibt es auch außerhalb des Wochenmarktes zu entdecken. Das können die Keramikreibe in herrlichen Sommerfarben, Filzpantoffeln oder eine chice Ledertasche sein. Wie wär’s mit Haushaltshelfern aller Art oder geschmiedeten Gartengeräten. Zu finden ist das alles auf dem Aschaffenburg Matthiasmarkt. Von Samstag bis Dienstag hat er Quartier auf dem Schlossplatz bezogen, inklusive Kinderkarussell und Imbissbuden.
Der Frühling kann kommen! Die größte Auswahl an Wachstuchen hält ein Stand vor. „Für Tische drinnen und draußen, sicher über 120 verschiedene“, schätzte die Händlerin. Die Tischdecken, textilbeschichtet, sind von bester Qualität, teilweise UV-geschützt, und zeigen sich alljährlich in neuen Mustern und Farben. Nach Maß zugeschnitten kann der Rand mit Borten oder Spitzen gefasst werden.
Visavis stanzt der Lederwaren-Händler dem Kunden Löcher in den neuen Gürtel aus Vollrindleder. Die Auslagen bergen zahllose Ledergeldbörsen, Gürtel- und Handtaschen baumeln im Wind.
In der nächsten Standreihe holt ein Herr einen Satz Messer ab, alle frisch geschliffen. An all den Ständen gehört nicht nur Ware zu reellen Preisen und in einer Auswahl, größer als in manchem Fachgeschäft, dazu. Drittes Standbein sind Beratung und Service.
Und natürlich die Gespräche mit den Kunden. Die Händler, oft aus der Region, einige von weiter her, reisen seit Jahren an.
Wie bequem die Schuhe seien, wird erklärt, wie man die Wolldecken richtig pflege…
In den spanischen Keramiktellerchen und -schalen mit rauem Boden könne man nicht nur Knoblauch oder Ingwer reiben, „Auch Radieschen gehen, grüner Salat dazu, fertig!“, sagte der Händler.
Für solche Plaudereien blieb Zeit. Nach dem mittelprächtigem Sonntag herrschte am Montag trübes Wetter, Graupelschauer… da ist der Zuspruch nicht so toll. Und noch etwas stellten die Händler fest. Einzelne, wie das ältere Ehepaar aus Johannisberg am Gardinenstand sind mit konkreten Vorstellungen angereist. Was jedoch fehlt, seien die Busladungen von Menschen aus dem Umland, die Montag und Dienstag direkt am Markt ausstiegen, betonte ein Händler. Diese Tradition schwinde.
Noch gibt es sie: die Textilienhändler, die Röcke und Hosen mit Gummizug führen, die Stände mit den Wollmützen, mit Schuhen, mit bunten Fellsocken, und Stapeln von Töpfen, Pfannen und vielfältigen Haushaltsgeräten, inklusive Kochlöffel in Holz, Schälern und Messern in jeglicher Qualität und Farbe. Bürsten und Besen für jeden Bedarf sind zu finden, Pferdebalsam und „Noischlubbschabbe“, aber auch Schafffelle von Tieren der Region.
Dennoch spüre man auch hier Kaufzurückhaltung aufgrund der Preise, analysierte eine Händlerin, in der die Begeisterung für Märkte seit ersten Besuchen mit dem Opa gewachsen sei. Viele junge Leute schätzten handwerkliche Qualität wieder neu. Ausschlaggebend sei es, die nächsten zehn Jahre zu überstehen. Mit einer neuen Generation käme der Sinn für traditionelle Werte zum Zug.
PS: Sollten Sie den Matthiasmarkt verpasst haben, schon vom 1. bis 4. April gibt es eine neue Chance. Dann findet der Frühlingsmarkt statt.