… wie aus dem Bilderbuch
Stolz zieht das Mädchen einen blau gestreiften Handwagen voller Tomatenpflanzen in Richtung Parkhaus. Die prächtigen pinkfarbenen Geranien passen Ton-in-Ton zur Maske der Verkäuferin. Unter der weißgelben Markise des Kaffeestandes genießen junge Eltern einen Cappucino, derweil sie das Kleinkind mit marktfrischen Erdbeeren ruhig halten. Lastenräder parken neben normalen Drahteseln, E-Bikes und Radanhängern, und an den zahllosen Einkaufsständen fliegen Scherze hin und her.
„Der Markt ist das Schönste an der Stadt“, seufzt eine Dame glücklich. Etwas abseits von all dem Trubel genießt sie, den Mann an ihrer Seite, den Blick auf sattes Grün rund um Schloss Johannisburg und nippt an einem Glas. „Ein roter Secco und ein Müller, dazu einen Fischweck – das spart das Mittagessen“, berichtet der Mann.
An diesem Samstag im Mai präsentiert sich der Wochenmarkt von seiner Sonnenseite. Ein wahrer Auftakt, wenngleich ein bisschen vorgezogen, für die Veranstaltungsreihe „Sommer in Aschaffenburg“. Nach den Corona-Einschränkungen ist der Frühschoppen, ob Wein, Secco oder Wasser, bei den Marktgängern doppelt willkommen. Der Weinstand ist dicht umlagert, die Thekenkräfte haben gut zu tun.
Andere setzen auf den Kaffee im Freien, oder stärken sich mit Bratwurst und Pommes, prallvolle Taschen zwischen den Füßen, sofern die nicht zuvor ins Auto in der Tiefgarage bugsiert wurden.
Zwischen Schloss und Stadthalle geht es rund, Motto: Sehen und gesehen werden. Neue Babys werden gezeigt, lange vermisste Bekannte begrüßt. Ein bisschen Politik darf auch sein und natürlich werden die Sommerkleider ausgeführt, Blicke hingegen gern hinter der Sonnenbrille verborgen.
Ein Mädelstrupp hat sich zum Main hin unter eine der Kastanien zurückgezogen, logisch: ein Jungesellinnenabschied. Vor sich auf der Bank steht das Buffet mit Brot, Käse, Erdbeeren und Leckereien, lauter Einkäufe vom Markt. „Wir kommen aus Hannover!“ Und warum Aschaffenburg? „Warum nicht? Ist doch schön hier“, sagen sie.
Auch das Paar an der Schlossmauer hat schon Pläne fürs nächste Mal geschmiedet: „Dann einen Rotwein und dafür weißen Sekt.“ Klar, Abwechslung muss sein.