Moinmoin – zur Fischmarktzeit
Kein Spargel mehr? Aber Erdbeeren? Weit nach 12 Uhr am Samstag kennt der Markthändler direkt an der Schlossmauer – luftiges T-Shirt, Jever-Pils vor sich – darauf nur eine Antwort: „Ausverkauft!“ Keine Überraschung. Schließlich schieben sich reichlich Besucher jeden Alters zwischen den Gemüse-, Apfel- und Blumenständen durch. Auch Stehtische und Biertischgarnituren vor den Essensbuden des Fischmarktes sind gut belegt. Wartezeiten hier wie dort.
Also vertragen sich der „Hamburger Fischmarkt“, der zum 30. Mal auf dem Schlossplatz gastiert und den Wochenmarkt zum Ausweichen zwingt, doch? „Muss wohl“, lautet die pragmatische Antwort.
Ausnahme-Samstag plus Event
Die Kastanien vor Schloss und Marstall tragen frühlingsfrisches Grün. Bummler genießen den weiten Blick über Main und Land, wahlweise frischen Kaffee vor sich oder das Glas Wein in der Hand. Andere schlendern zwischen Wochen-und Fischmarkt hin und her auf der Suche nach dem Besten aus zwei Welten. In Richtung Stadthalle bietet ein Stand mit Fischernetz und Reusen-Deko die erste Spezialität des Marktes: über offenem Feuer gegrillte Lachsseiten. Nebenan, unter einem weißrotem Leuchtturmdach, gibt’s Erdbeerbowle, Sprizz und Rhabarber-Schorle, visavis friesisch herbes Bier. Ein Weinstand lockt mit klingenden Namen.
Die Action kommt an. Seligenstädter, Dämmer, Hanauer, Offenbacher lauschen maritimen Schlagern der blonden „Hamboorger Deern“ im Zelt. Da geht es um Alstersteg und Alsterdampfer, Alsterschwäne und vieles mehr. „Ein Schiff wird kommen“, kündet der Drehorgelspieler an. Das ist längst da. Die zur Bar umgebaute Kogge namens „Trudel“ ankert vor der Stadthalle – ein echter Blickfang. Waffeln und Eis werden angeboten, echten Brathering aus der großen Pfanne, dazu geräucherte Kieler Sprotten, Seemansfrühstück, Räucherrollmops, Schillerlocken, Aale und Butterfisch, natürlich Brötchen mit Krabben, Hering und mehr. „Die Matjes schmecken“, nicken die Goldbacher zwischen zwei Bissen.
Die Auswahl an Essen – ob zum Sofortverzehr und zum Mitnehmen – ist beachtlich. Die Preise sind es auch. Aber schließlich kauft man Atmosphäre mit, inklusive Hamburger Snack. „En büschen“, arbeite sie schon für den Hamburger Fischmarkt, erzählt die Verkäuferin, „so´n paar Jahrzehnte“, während sie routiniert einen Aal halbiert. Die Kundin ersteht ihn für einen Kollegen. Sie selbst stamme aus Hamburg, vermisse es aber nicht. „Schietwetter“, sei da gewesen beim letzten Besuch.
Die Backfischrutsche im Sylter Leuchtturm gehört zu den obligatorischen Anlaufstellen. Immer wieder ertönt die Glocke und danach das legendäre „Baackfisch“. Die Leute scheinen es zu genießen, inklusive der Witze von der Waterkant, gerne auch zu britisch anmutenden Fisch und Chips aus der Tüte.
Echo durchwachsen
Doch trotz aller Bemühungen: Die frische Brise kommt nicht vom Meer, allenfalls vom Main, und die Möwenschreie sind vom Band. Mehrfach wurde der Auftritt der Marktschreier vermisst. „Ich kenne den „Hamburger Fischmarkt“ auch aus Stuttgart“, erzählt ein Besucher; jetzt habe er endlich mal den Backfisch getestet: „war ganz ok“. Aber das mit dem Wochenmarkt sei schon ein Dilemma.
Den Fischständen auf dem Wochenmarkt macht die Nachbarschaft mit ihrem „Fritten- und Volksfest“-Charakter“ keine Konkurrenz. „Wir mussten sogar Brötchen beim Marktbäcker nachholen“, sagt eine Verkäuferin.
Andere werden deutlicher: „Fischmarkt – das braucht kein Mensch“. Regelmäßig beklagen die Markthändler Umsatzeinbußen, wenn sie den Platz vor der Stadthalle räumen müssen: „Mittwochs 50 Prozent, an diesem Samstag 30 Prozent“, resümiert eine Marktfrau gegen Marktende. Spannend und eng wird’s nochmal, als sich zum Abbau des Wochenmarktes die Laster durch das Gedränge quälen müssen. „Zweimal noch, dann haben wir’s wieder“, seufzt einer.
Während die einen arbeiten geht für Besucher der Spaß weiter. Ein Radlerpaar aus Hörstein schaut sich den Trubel gelassen an. Gelohnt habe sich der Ausflug nach Aschaffenburg allemal.
Tipp: Nächste Wochenmarkttermine Mittwoch, den 26. und Samstag, den 29. April. Fischmarkt täglich bis einschließlich 1. Mai